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Uniformkundliche Chronik

Die Ordonnanz 1817

Die Eidgenossenschaft versuchte mit einem Reglement zu den Militäruniformen Ordnung in die kantonale Uniformenvielfalt zu bringen. Beabsichtig war, dass das Militär aller Kantone in einheitliche Uniformen nach französischem Vorbild gekleidet werden sollte. Es fehlte aber die Möglichkeiten, dieses Reglement durchzusetzen, und so tat jeder Kanton wie ihm beliebte.

Immerhin orientierten sich die Kantone Zürich, Bern und Aargau bei der Neuuniformierung ihrer Truppen an den vorgegebenen Leitlinien. Viel zu sehen war der nach oben hin verbreiterte Tschako der unter den Soldaten als "Tanzbödeler" bekannt war.

Die Ordonnanz 1843

Am 8.August 1843 erliess die Eidgenössische Tagsatzung ein Reglement über das Kleidungswesen der eidgenössischen Armee. Damit sollte ein weiteres mal versucht werden, die Truppen der Kantone einheitlich einzukleiden, doch auch dieses Reglement wurde nur nach Gutdünken beherzigt. Die neuen Uniformenleitlinien waren erneut vom französischer Inspiration durchdrungen.

Charakteristisch waren bei dieser Ordonnanz der Frack und der Tschako nach französischem Vorbild. Im Sonderbundskrieg 1847 trug man bei Kantonen beider Seiten sowohl Uniformen die bereits dem Reglement von 1843 entsprachen, wie auch stark davon abweichende. Der Tschako der Fusstruppen zu dieser Ordonnanz war das 1846 empfohlene und sich nach oben hin verjüngende Modell aus wasserfestem Filz, von den Soldaten "Ziggerstock" genannt.

Die Ordonnanz 1852

Nach der Gründung des Bundesstaates wurde das Militär von der kanonalen Domäne zur Bundesangelegenheit. Der Bundesrat erliess im August 1851 ein Reglement, welches für alle Kantone verbindlich die Uniformierung ihrer Truppen regelte, womit die Ordonnanz 1852 entstand. Doch es sollte noch Jahre dauern, bis die angestrebte Einheitlichkeit Formen annahm. Vorab musste man den Kantonen noch erlauben, alte Uniformbestände aufzubrauchen und diese einigermassen den neuen Vorschriften anzupassen.

Die neue Uniform entsprach weitgehend jener nach dem Reglement von 1843. Die Guiden und Dragoner trugen einen Raupenhelm nach bayrischem Vorbild. Die übrigen Truppen erhielten den hohen Tschako, der weitgehend dem Modell von 1846 entsprach. Er wies bei der Infanterie unter dem geflammten Pompon eine Blechganse mit Kantonskokarde auf - die Einheitsnummer war ausgestanzt auf einem dekorativen Blechschild in Sonnenform zu ersehen.

Die Ordonnanz 1861

Ein Bundesgesetz vom Dezember 1860 legte erneut Änderungen in der Uniformierung der Schweizer Truppen fest, diese gingen als Ordonnanz 1861 in die Geschichte ein. Die Neuerungen waren tiefgreifend, und es sollte nun endlich allgemein einheitliche Uniformen in den Kantonen der Eidgenossenschaft getragen werden. Die Ordonnanz brachte mit dem zweireihigen Waffenrock den Abschied vom kurzen Frack, der nur noch bei Kavallerie, Artillerie und Train beibehalten wurde.

Der hohe Tschako von 1852 wurde durch eine niedrigeres Modell ersetzt, das französische Vorbilder hatte, und bei dem die einst geflammten Pompons nunmehr ohne Flammen Kompanie oder Waffengattung anzeigten. Der Blechschild in Sonnenform mit Bataillonsnummer wurde durch simple Metallnummern ersetzt. Bei der Kavallerie erhielten die Guiden den neuen Tschako, während die Dragoner den Raupenhelm bis 1867 beibehielten. Scharfschützen, Sappeure und Pontoniere erhielten eine Melone mit Hahnenfederbusch und den Insignien ihrer Waffengattungen. Ab 1867 wurden jedoch auch bei ihnen Tschakos ausgegeben. Die hohe Policmütze von 1852 wurde durch ein niedrigeres Modell ersetzt.

Die Ordonnanz 1868/69

Gemäss einem Bundesratsbeschluss vom 27.April 1868 erhielten die Wehrmänner einen neuen Waffenrock, der etwas kürzer war als das alte Modell, und der zugleich nicht mehr tailliert war. Es verschwanden mit diesem Modell weitgehend die Epauletten, jene fransenbesetzten Schulterstücke die noch vom Frack her stammten. Nun löste der Waffenrock auch bei Kavallerie, Artillerie und Train den Frack ab.

Mit einem Bundesratsbeschluss vom 20. Januar 1869 wurde für alle Waffengattungen ein Tschako mit konischem Tubus eingeführt, der mit einem umlaufenden Lederschirm versehen war. Das Modell mutete etwas wunderlich an, und ersetzte auch bei Scharfschützen, Sappeuren und Pontonieren die Melonen. Die Policmütze von 1861 wich 1869 einem schlichteren Modell welches bis 1898 beibehalten wurde.

Die Ordonnanz 1875

Der Waffenrock wurde erneut gekürzt, insbesondere bei den berittenen Truppen, wo sich ein zu langer Rock beim Reiten als unpraktisch erwies. Ferner wurde der Waffenrock in der Taille mit Zusatzfalten gefertigt, die bei zunehmender Körperfülle des Wehrmannes im Alter einfach ausgelassen werden konnten. Ab 1878 wurde die Uniform unentgeltlich an alle Wehrmänner abgegeben, zuvor konnten die Kantone einen Kostenbeitrag verlangen.

Für die Kavallerie wurde 1879 die Reithose eingeführt welche mit Stiefel zu tragen war. Sie löste die lederbesetzte Hose der Ordonnanzen ab 1852 ab, welche aber weiterhin von berittenen Artilleristen getragen wurde. Bei den Tschakos kamen ab 1874 Neuerungen bei der Garnitur und bei den Pomponfarben hinzu.

Neuerungen bis 1898

Die Kavallerie erhielt 1883/84 einen neuen Tschako. Statt des alten Modells 1875 mit umlaufendem Lederschirm und wallendem Rosshaarbusch obenauf wurde nun ein preussisch angehauchter höherer Tschako mit grosszügiger Metallgarnitur, getrenntem Front- und Nackenschirm sowie Rosshaarpinsel getragen.

1888 wurde auch bei anderen Waffengattungen das höhere Modell mit getrenntem Front- und Nackenschirm eingeführt. Ferner mussten Uniformen für neuentstandene Spezialtruppen geschaffen werden, so für Radfahrer, Feldtelegraphisten oder Festungstruppen. Ab 1894 verschwanden die 1868 eingeführten Briden-Schulterstücke von den Offizierswaffenröcken.

Die Ordonnanz 1898

Mit der 1898 eingeführten Ordonnanzuniform wurden zum letzten Mal bunte Uniformtücher verwendet. Die Waffenröcke waren erneut modifiziert worden - sie hatten nun zwei Knopfreihen zu fünf Knöpfen in der Art der entsprechenden Waffengattung und waren passender geschnitten als ihre Vorgänger. Die Hosen erhielten später zwei Knopfpaare zum enger- und weiterstellen der Hosenbeine. Es wurden generell Patten mit Einheitsnummern für die Schulterklappen der Uniformen eingeführt.

Auf den Tschakos wurden bei der Infanterie die alten Garnituren aus Kokarden und Blechgansen durch neue ersetzt, welche die Einheitsnummer und zwei gekreuzte Gewehre 1889 in Weissmetall (mit der Einführung des Gewehrs 1911 wurden auch neue gekreuzte Gewehre dieses Modells für die Tschakos ausgegeben) unter der Kokarde zeigten. Da auch die Scharfschützen das Gewehr 1889 fassten und nunmehr nur noch Schützen genannt wurden, erhielten auch sie dieselbe Tschakogarnitur, jedoch in Gelbmetall. Das schlichte Schweissband wurde durch ein verstellbares Innenfutter ersetzt. Anstelle der alten Policemütze 1869 trat die Quartiermütze nach österreichischem Vorbild mit Lederschirm und Blechkokarde. Die Radfahrer trugen anstelle des Tschakos nur die Quartiermütze und ihr Waffenrock besass einen Umlegekragen.

Die Ordonnanzen 1914/15 und 1917

Die neue Uniform entsprach der Erkenntnis, dass unauffällige Tenüs im Zeitalter von Luftaufklärung und Maschinengewehr notwenig sind. Die radikal überarbeitete Uniform wurde nun aus feldgrauem Stoff hergestellt. Der Waffenrock nach österreichischem Schnitt hatte eine Knopfreihe (je nach dem mit 6 verdeckten oder sichtbaren Knöpfen, die in der flachen Metallausführung nun stets ein Schweizerkreuz trugen) und einen Stehkragen. Neu besass er Brust- und Schosstaschen. Kragen- und Ärmelpatten sowie die Vorstösse an gewissen Nähten waren in entsprechenden Waffenfarben gehalten. Der neue feldgraue Kaput hatte keine roten Kragenspiegel mehr.

Die Quartiermütze mit Schirm wich im Allgemeinen der neuen Policemütze mit herunterziehbaren Ohrenklappen und zwei Schliessknöpfen an der Front. Für die Radfahrer wurde die Quartiermütze, nun aber in feldgrauer Ausführung, beibehalten und sie hatten auch am neuen Waffenrock einen Umlegekragen. Ab 1917 wurden alle Vorstösse in Waffenfarben an der ganzen Uniform nur noch in Schwarz ausgeführt. Die Waffenfarbe war nur noch an Kragen- und Ärmelpatten zu sehen. Gleichzeitig wurden die Ärmelaufschläge etwas verlängert und es wurden nun hauptsächlich Metallknöpfe verwendet. Die Tschakos erhielten graue Stoffüberzüge zur Tarnung, 1918 wurde der Stahlhelm eingeführt.

Die Ordonnanz 1926

Diese Ordonnanz brachte wenig Neues, sie ordnete vielmehr die Vorgängerordonnanz 1917 etwas genauer. Für alle Sepzial-Waffengattungen entstanden entstanden spezifische vereinfachte Ärmelpatten. Die grünen Ärmelwinkel der Radfahrer wurden bespielsweise 1936 mit der Umteilung von der Infanterie zu den leichten Truppen danach in Gelb getragen. Der Tschako wurde in den 20er Jahren abgeschafft. Der Stahlhelm erhielt mit der Einführung der Gasmaske eine spezielle Verschlusspange am Kinnriemen, welche ein rasches Ausziehen des Helmes ermöglichte.

Die Ordonnanz 1940

Die Waffenröcke dieser Ordonnanz hatten allgemein Umlegekrägen und konnten hochgeschlossen oder offen mit Hemd und Krawatte getragen werden. Man arbeitete zahlreiche alte Stehkragenwaffenröcke um, so dass sie Umlegekrägen bekamen, die aber nur hoch geschlossen werden konnten. Zugleich wurden die Ärmelpatten vereinfacht - es verschwanden etwa die grossen grünen Patten der Schützen oder die speziell geschnittenen der Mitrailleure um durch dich einfache Balkenpatte ersetzt zu werden, die bislang nur Füsilier hatten. Nur für diese Ordonnanz gab es als Auszeichnung eine Schützenschnur, die später wieder verschwand.

Die Policemütze 1926 wurde durch eine Schirmmütze ersetzt, welche jener der Gebirgsjäger der Wehrmacht sehr ähnlich sah und deswegen anfangs unpopulär war. Sie sollte bis in die frühen 1990er Jahre als Feldmütze für Fahrer und Unteroffiziere in der Armee bleiben. Die Mützen der höheren Unteroffiziere und Offiziere besassen nun anstelle der weichen Oberpartie eine gesteifte. Der Stahlhelm erhielt ab 1943 anstatt der glatten grünen Oberfläche eine schwarze aufgerauhte. Im selben Jahr wurde der Degen für Offiziere abgeschafft und der Dolche eingeführt.

Die Ordonnanz 1949

Die feldgraue Uniform wurde stark vereinfacht. Der Waffenrock hatte einen Reverskragen der stets mit Hemd und Krawatte getragen wurde - für den Einsatz im Feld gab man alte Ordonnanzwaffenröcke aus. Die Kragen- und Ärmelpatten in Waffenfarbe verschwanden. Die Waffengattung war neu nur nach an speziell gestalteten Kragenspiegeln abzulesen (dieser Spiegeltyp hat bis heute in den Ausgangsuniformen überlebt).

Alte Waffenröcke der Ordonnanz 1940 wurde oft mit diesen neuen Kragenspiegeln versehen und weiter getragen. Der Kaput wurde durch einen Mantel mit Einknöpffutter ersetzt. Alle Uniformknöpfe wurden aus Kunststoff hergestellt, und die Schirmmütze 1940 wurde durch die Policemütze 1949 ersetzt, die vom Typ her mit dem Modell 1926 verwandt war.


Quelle: Jürg Burlet, "Die Geschichte der eidgenössischen Militäruniformen 1852 bis 1992"



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